01.03.2018 - Europa

Streit um Polizeikosten – die Lage in Europas Ligen


In der vergangenen Woche ging der Streit um die Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Fußballspielen in die nächste Runde. Das OVG Bremen nahm durch sein Urteil die Deutsche Fußball Liga (DFL) grundsätzlich in die Pflicht, sich an Mehrkosten zu beteiligen. Wie sieht es in anderen Ländern aus?

In dem Streit zwischen DFL und Land Bremen geht es konkret um 415.000 Euro, die für das Hochrisikospiel zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV im Jahr 2015 anfielen. Das Land Bremen stellte diese Summe anschließend der DFL in Rechnung. Der Verband klagte und bekam in erster Instanz Recht. Das OVG Bremen kassierte nun wiederum das Urteil und verpflichtete die DFL damit grundsätzlich dazu, sich an den Mehrkosten zu beteiligen. Die DFL kündigte bereits an, Revision vor dem Bundesverwaltungsgericht einzulegen. Während in Deutschland also noch prozessiert wird, gibt es in anderen europäischen Ländern teilweise mehr Klarheit, Einigkeit herrscht aber auch dort nicht immer.

Eine Übersicht über die Lage in ausgewählten europäischen Ländern:

England

Die englische Premier League gilt als häufig als Vorbild für die Bundesliga. Auch hier entbrannte in den vergangenen Jahren immer wieder Streit um die Themen Geld und Sicherheit. Wie der Independent 2017 berichtete, kosteten die Polizeieinsätze bei Fußballspielen in der Saison 2016/17 allein in der Stadt London rund sieben Mio. Britische Pfund (7,9 Mio. Euro). Die Londoner Clubs (FC Arsenal, FC Chelsea, Tottenham, West Ham, etc.) zahlten davon laut dem Zeitungsbericht lediglich 361.000 Pfund (407.000 Euro), also nicht einmal fünf Prozent der Kosten. Grund hierfür ist, dass die englischen Clubs nur für Polizeieinsätze innerhalb des Stadions bzw. Stadiongeländes zahlen müssen. Außerhalb der Spielstätte ist demnach der Staat bzw. der Steuerzahler als Geldgeber verpflichtet.

Auch auf der Insel gibt es analog zu Deutschland laute Kritik an dieser Regelung: „Die Steuerzahler in London sollten nicht einen einzigen weitere Penny zahlen müssen, um einige der reichsten Organisationen der Welt zu subventionieren“, sagte der Politiker Andrew Dismore, Mitglied der London Assembly. Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan wandte sich im gleichen Jahr an die FA und forderte in einem Brief an den Premier-League-Boss die Clubs auf, sich im größerem Umfang als bislang an den Kosten zu beteiligen.
Die Liga äußerte sich 2017 in einem Statement wie folgt zur Thematik: „Wir verstehen die Notwendigkeit, die Polizei zu unterstützen, aber wir glauben nicht dass die Premier League herausgestellt werden sollte, um extra Steuern zu bezahlen, die nicht auch andere Veranstaltungen zahlen müssen, wenn dort Polizei vor Ort ist.“

Spanien

Auch in Spanien ist in erster Linie der Staat für die Polizeikosten außerhalb der Stadien verantwortlich. Die Clubs wie Real Madrid und der FC Barcelona bezahlen hingegen die privaten Sicherheitsdienste innerhalb der Stadien. Die spanische Bundespolizei schätzte die Kosten für Fußballspiele im Jahr 2015 auf ca. 10 Millionen Euro.

Italien

In der Serie A sind die Vereine durch den Gesetzgeber bereits in die Pflicht genommen. In Italien müssen sich die Mannschaften seit dem Inkrafttreten eines neuen Gesetzes im Jahr 2014 prozentual an den Kosten der Polizeieinsätze beteiligen. Die Clubs aus der höchsten Spielklasse Italiens sind seitdem dazu verpflichtet, zwischen ein und drei Prozent der Ticketeinnahmen für die Polizeikosten abzugeben.

Frankreich

In Deutschlands Nachbarland ist man im Vergleich zur Bundesliga bereits einen Schritt weiter. Dort gibt es bereits eine Kostenbeteiligung für Vereine. Die Zahlung erfolgt nach einem fest definierten Stundensatz von 20 Euro pro Polizeistunde. „Wir nehmen damit die Klubs in die Pflicht“, sagte der Chefpolizist für Hooligan-Einsätze, Antoine Boutonanet, dem Deutschlandfunk. Bei kleineren Vereinen gibt es finanzielle Zugeständnisse, um deren Existenz nicht zu gefährden. Die Kostenbeteiligung ist allerdings nicht auf den Fußball beschränkt, sondern wird auch bei anderen Großveranstaltungen wie beispielsweise der Tour de France oder Demonstrationen angewendet. (Stadionwelt, 1.3.2018)


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